der künstler

Künstler & Computer
Nach seinem klassischen Kunststudium bei Joseph Beuys / Düsseldorf und K.H. Sonderborg / Stuttgart war Schwanitz bis in die späten 90er der traditionellen Malerei verbunden. In den 70er und 80er Jahren schuf er außerdem zahlreiche Skulpturen. Seine Skulptur „Adams Rippe“ wurde von der Stadt Stuttgart erworben. Als kritisches Zeitzitat gestaltete Schwanitz in dieser Zeit auch die Büsten der Mitglieder des damaligen Bundesverfassungsgerichts. Der Malerei blieb Schwanitz dabei aber immer treu. In den späten 80er Jahren, also bereits sehr früh, entdeckte Schwanitz den Computer als Medium für sein Schaffen. Seine Werkzeuge reichten vom legendären Atari bis zum ersten Macintosh.
Ab 2001 begann sich Schwanitz intensiv mit den Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitungsprogramme auseinanderzusetzen und entwickelte am Computer neue, eigenständige Arbeitstechniken. In der digitalen Kunst fand er die Freiheit, die Bilder aus seinem Kopf ohne „analoge Einschränkung“ in Erscheinung zu bringen. Von abstrakt-tachistischen, spätimpressionistischen Landschafts- und Architekturbildern, die neue Ansichten alter Kultur zeigen, bis zu ironisch überzeichneten 3D-Darstellungen des Todes reicht die Bandbreite der so entstandenen Werke.
Einen Höhepunkt ist das Werk „SensorArt-Hypnos“ - Sensoren bewegen die Kunst, eine Symbiose von Sensortechnik und Malerei. Am Beispiel für Raumklima-Sensoren werden die gemessenen Werte wie der CO2-Gehalt der Luft, die Luftfeuchtigkeit oder die Temperatur nicht über den numerischen Wert an den Beobachter überliefert, sondern in der Art und der Intensität der Modifikationen am Kunstobjekt. Die Sensoren werden so Teil des Kunstwerks und auch als solche direkt mit dem Kunstwerk vernetzt bzw. verbaut.
Das Werk „Hypnos“ wurde 2016 umgesetzt. Die Bildobjekte hängen im Eingangsbereich des Zentralen Institutsgebäudes der Universität St. Gallen.

Künstler & Malerei
Seit 2016 malt Schwanitz wieder traditionell realistisch. Seine Themen sind, wie in früheren Jahren auch, eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen, explizit unter dem Einfluss der digitalen Medien. Es geht Schwanitz nicht darum, alltäglich Sensationelles zu kommentieren, sondern einen fantasievollen Kontrapunkt zu setzen, der Raum für vielschichtige Interpretationen lässt. Die Arbeiten fordern nicht den dialektischen Diskurs, sondern zeigen seine ganz persönliche Wahrnehmung zu Themen, die ihn als Künstler im Heute bewegen. Dazu gehört für ihn auch eine visuelle Betrachtung abgründiges Verhaltens von Menschen aus kirchlichen Institutionen, wie in den Bildereihe: „Die dunkle Seite des Kreuzes.“
Die Kleinserie „The best of Jesus“ hat Schwanitz nach einer Kunstreise zu den bekanntesten französischen Kathedralen gemalt. Einige dieser Anekdoten über das Wirken von Jesus hat er bewusst in einen satirischen Kontext gestellt, um die Geschichten von ihrer sakralen Idealisierung zu befreien. Diese Arbeiten sind im Bildband „Gerd Schwanitz, Malerei & Lyrik“ abgebildet.
Der Künstler Gerd Schwanitz beschäftigt sich nicht nur mit der Malerei, auch das Schreiben von Kurzgeschichten und Gedichten gehört zu seinem künstlerischen Schaffen. Um seine Sicht der Dinge zu verdeutlichen, hat er einen Teil seiner Bilder mit seiner Lyrik beschrieben. Damit verdichtet er seine Arbeiten zu einer gesamtkünstlerischen Aussage, die das Werk noch komplexer und kraftvoller wirken lässt.
Text: Beatrice Schnelle / WortArt
Zur Person
Gerd Schwanitz, 1947 geboren in Braunschweig.
1966 bis 1972 Studium an den Kunstakademien Stuttgart und Düsseldorf, davon drei Jahre bei Joseph Beuys und zwei Jahre bei K.R.H. Sonderborg
Viele Jahre als freischaffender Künstler tätig.
Mit Ausstellungen im In- und Ausland.
Ankäufe von Arbeiten u.a. der Stadt Stuttgart sowie Unternehmen und Privatpersonen.
1975 bis 1982 Kreativunterricht und kunsttherapeutische Arbeit in einer Klinik für Suchtkranke.
1983 bis 1985 freier Illustrator und Grafiker beim Fernsehen des Süddeutschen Rundfunks, zeitgleich fünf Jahre Illustrator und Titelgestalter für das Magazin „Bild der Wissenschaft“.
1986 Mitbegründer „4D“ Atelier für Storyboard- und Produktionspainting sowie Grafikdesign.
1994 Gründung von Schwanitz Design.
2001 Mitbegründer der Agentur Simon & Schwanitz.
Lebt in Stuttgart Bad Cannstatt als freischaffender Maler und Grafiker.